Ausgedacht hat sich das Brainstorming der US-amerikanische Werbeguru Alex F. Osborne bereits 1939. Seine Hypothese: In der Gruppe lassen sich Probleme schneller und besser lösen, als wenn sich Einzelne daran abmühen.
Ausgedacht hat sich das Brainstorming der US-amerikanische Werbeguru Alex F. Osborne bereits 1939. Seine Hypothese: In der Gruppe lassen sich Probleme schneller und besser lösen, als wenn sich Einzelne daran abmühen.
Das Rezept:
So oder so ähnlich praktizieren wir das gern und häufig und glauben, es funktioniere. Dabei gibt aber berechtigte Zweifel an der Methode. Bereits 1958 stellten Psychologen um Donald Tyler an der Standford-Universität fest, dass brainstormende Gruppen am Ende schlechtere Resultate lieferten als Einzelkämpfer, die sich im stillen Kämmerlein mit demselben Problem beschäftigten. Ähnliches wurde seither durch weitere Studien bestätigt.
Warum können Brainstormings so schieflaufen? Der Gründe sind viele - besonders heikel ist, dass der Prozess sensibel auf die Gruppenzusammensetzung reagiert. Passen Kommunikationsverhalten, Status, Rollenverständnis, Wissensstand und so weiter nicht zusammen, kann eben nicht frei gedacht und kommuniziert werden. Dies lässt sich zwar mit neueren Varianten wie Brainwriting oder elektronischem Brainstorming umschiffen. Ein anderer grosser Makel aber bleibt: Die Resultate von Brainstormings bleiben naturgemäss eher unkonkret und damit interpretierbar. Ein paar Dutzend Klebezettel am Whiteboard lassen halt viel Raum dafür.
Brainstorming ist beliebt, liefert aber nicht immer, was es verspricht. Deshalb sei besonders in IT-Projekten zu moderneren und robusteren Methoden geraten. Dazu gehören etwa Design-Sprints. Sie sind weniger anfällig für Gruppenprobleme und führen zu konkreten Ergebnissen - bis hin zu testbaren Prototypen.
Veröffentlicht in: Netzwoche Ausgabe 2, 2023
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Inhaber, Expert Consultant
Dr. Christopher H. Müller, Gründer und Inhaber der Ergonomen Usability AG, promovierte am Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie der ETH Zürich. Er ist seit mehr als 22 Jahren Experte für Usability und User Experience. Sein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen ermöglicht es ihm, rasch die Bedürfnisse und Perspektiven der Kunden zu verstehen. Mit viel Kreativität und Mut unterstützt er seine Kunden in Digitalisierungsvorhaben und bei der Optimierung von Produkten, Dienstleistungen oder Prozessen. Er verfolgt einen praxisorientierten Ansatz und entwickelt massgeschneiderte Lösungen, die effektiv umgesetzt werden können. Dr. Christopher H. Müller ist Kolumnist in der Netzwoche. Weitere Engagements sind unter anderem Stiftungsrat bei der Stiftung Zugang für alle, Mitglied in zwei Swico-Beiräten und Co-Präsident der Regionalkonferenz Nördlich Lägern.