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F wie FOMO

Fear of missing out, also FOMO, lässt sich recht treffend mit «Angst, etwas zu verpassen» umschreiben. Das ist im Grunde nichts Dramatisches und die meisten von uns werden es in der einen oder anderen Form schon erlebt haben. Bemerkenswert ist hingegen, dass das Phänomen im Zusammenhang mit der Nutzung von sozialen Medien in letzter Zeit heftig diskutiert wird, weil es dort zu Suchtverhalten führen kann. Als Erster soll übrigens der Marketingstratege Dan Herman 1996 darüber geschrieben haben. Besonders anfällig sind erwartungsgemäss Jugendliche: Eine Studie der New-Yorker Agentur JWT hat gezeigt, dass rund 40 Prozent von ihnen oft oder gelegentlich FOMO erleben. Bei den Erwachsenen waren es nur 5 Prozent.

10. Mai 2023
Dr. Christopher H. Müller, Inhaber, Expert Consultant

Inhaber, Expert Consultant

Theorie

Fear of missing out, also FOMO, lässt sich recht treffend mit «Angst, etwas zu verpassen» umschreiben. Das ist im Grunde nichts Dramatisches und die meisten von uns werden es in der einen oder anderen Form schon erlebt haben. Bemerkenswert ist hingegen, dass das Phänomen im Zusammenhang mit der Nutzung von sozialen Medien in letzter Zeit heftig diskutiert wird, weil es dort zu Suchtverhalten führen kann. Als Erster soll übrigens der Marketingstratege Dan Herman 1996 darüber geschrieben haben. Besonders anfällig sind erwartungsgemäss Jugendliche: Eine Studie der New-Yorker Agentur JWT hat gezeigt, dass rund 40 Prozent von ihnen oft oder gelegentlich FOMO erleben. Bei den Erwachsenen waren es nur 5 Prozent.

Realität

Nun haben soziale Medien jeglicher Couleur schon von ihrem Grundkonzept her viel Potenzial für FOMO. Wer dort wahrgenommen werden will, muss sich ja ständig inszenieren. Wer wissen will, was gerade abgeht, muss dauernd dranbleiben. Das schraubt die On-Time hoch und spült den Betreibern Geld in die Taschen.

Und was spielt die Usability dabei für eine Rolle? Nun, heimtückisch eingesetzt, können ihre Konzepte eben auch dazu verwendet werden, das vorhandene Suchtpotenzial zu verstärken. Mit Infinite Scrolling etwa lässt sich ein Hamsterrad basteln, das die Leute gefangen hält. Mit Algorithmen füllt man ihre Filterblase, mit Countdowns baut man Handlungsdruck auf. Und Dark Patterns drängen sie letztlich dazu zu tun, was sie eigentlich gar nie wollten. Bekanntlich setzen die Grossen der Branche all dies und noch viel mehr ein, um ihre Gewinne zu maximieren. Das ist zwar nicht verboten, rückt aber deren Geschäftsmodelle zunehmend ins Visier der Regulatoren.

Fazit

Halten wir also fest: FOMO kann helfen, die Nutzer länger auf der Site zu halten. Übertreiben sollte man es aber nicht, denn, frei nach Obi Wan Kenobi: «Gier ist der Pfad zur dunklen Seite der Macht.»

Veröffentlicht in: Netzwoche Ausgabe 6, 2023

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Dr. Christopher H. Müller, Inhaber, Expert Consultant

Inhaber, Expert Consultant

Dr. Christopher H. Müller, Gründer und Inhaber der Ergonomen Usability AG, promovierte am Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie der ETH Zürich. Er ist seit mehr als 22 Jahren Experte für Usability und User Experience. Sein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen ermöglicht es ihm, rasch die Bedürfnisse und Perspektiven der Kunden zu verstehen. Mit viel Kreativität und Mut unterstützt er seine Kunden in Digitalisierungsvorhaben und bei der Optimierung von Produkten, Dienstleistungen oder Prozessen. Er verfolgt einen praxisorientierten Ansatz und entwickelt massgeschneiderte Lösungen, die effektiv umgesetzt werden können. Dr. Christopher H. Müller ist Kolumnist in der Netzwoche. Weitere Engagements sind unter anderem Stiftungsrat bei der Stiftung Zugang für alle, Mitglied in zwei Swico-Beiräten und Co-Präsident der Regionalkonferenz Nördlich Lägern.

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