Laut der EU-Kommission bedeutet digitale Inklusion, dass alle Menschen an der digitalen Welt teilhaben und davon profitieren können. Die Theorie besagt, dass jeder, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung oder anderen Einflussfaktoren, gleichberechtigt in unser zunehmend digitalisiertes gesellschaftliches Leben eingebunden wird.
Laut der EU-Kommission bedeutet digitale Inklusion, dass alle Menschen an der digitalen Welt teilhaben und davon profitieren können. Die Theorie besagt, dass jeder, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Behinderung oder anderen Einflussfaktoren, gleichberechtigt in unser zunehmend digitalisiertes gesellschaftliches Leben eingebunden wird.
Der digitale Raum, der in unserer modernen Zeit immer wichtiger wird, offenbart schnell, dass nicht jeder den gleichen Zugang und Nutzen hat. Wenn Websites nicht barrierefrei gestaltet sind oder adaptive Technologien fehlen, wird der Zugang zur digitalen Welt für viele schwierig bis unmöglich. Digitale Inklusion ist also in vielen Belangen eher Idee als Realität.
Und es betrifft weit mehr Menschen, als man denkt. Ein Beispiel: Oma Berta möchte sich endlich bei einem Online-Kurs anmelden, um «dieses Internet» besser zu verstehen. Sie scheitert schon beim Erstellen eines Accounts, weil das Passwort mindestens 12 Zeichen, ein Sonderzeichen, eine Zahl und den Namen eines Lieblingstieres enthalten muss. Als sie schliesslich alle Hürden überwunden hat, merkt sie, dass die Lernvideos keine Untertitel haben und die Navigation viel zu kompliziert ist. Willkommen in der digitalen Realität, Oma Berta!
Vielleicht sollten wir den Personas in Software- und Website-Projekten explizit Eigenschaften geben, die sie zu besonderen Benutzervertretern machen: Stellen wir uns eine Persona vor, die nicht nur "Hans Dampf, 34, Marketingmanager" ist, sondern "Hans Dampf, 34, Marketingmanager mit leichter Legasthenie und einer Vorliebe für grosse, gut lesbare Schriften". Oft sind es einfache Anpassungen, die den Unterschied ausmachen.
Digitale Inklusion heisst, allen Usern gleiche Chancen zu bieten. Letztlich bereichert Vielfalt die Qualität digitaler Anwendungen für uns alle. Denn barrierefreie Websites sind nicht nur für Menschen mit Behinderungen nützlich, sondern auch für Oma Berta, die einfach nur einen Online-Kurs besuchen will. Wer weiss, vielleicht wird Oma Berta eines Tages die grösste digitale Influencerin ihrer Altersgruppe – alles dank digitaler Inklusion.
Veröffentlicht in Netzwoche Ausgabe 8, 2024
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Inhaber, Expert Consultant
Dr. Christopher H. Müller, Gründer und Inhaber der Ergonomen Usability AG, promovierte am Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie der ETH Zürich. Er ist seit mehr als 22 Jahren Experte für Usability und User Experience. Sein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen ermöglicht es ihm, rasch die Bedürfnisse und Perspektiven der Kunden zu verstehen. Mit viel Kreativität und Mut unterstützt er seine Kunden in Digitalisierungsvorhaben und bei der Optimierung von Produkten, Dienstleistungen oder Prozessen. Er verfolgt einen praxisorientierten Ansatz und entwickelt massgeschneiderte Lösungen, die effektiv umgesetzt werden können. Dr. Christopher H. Müller ist Kolumnist in der Netzwoche. Weitere Engagements sind unter anderem Stiftungsrat bei der Stiftung Zugang für alle, Mitglied in zwei Swico-Beiräten und Co-Präsident der Regionalkonferenz Nördlich Lägern.