Seit der Einführung von Large Language Models (LLM) wie ChatGPT hat das Interesse an KI-Tools und deren Anwendung im UX-Alltag deutlich zugenommen. Sie sind beispielsweise hilfreich bei der Erstellung von Personas – fiktiven Nutzerprofilen – indem Sie grosse Datenmengen zu kompakten Beschreibungen zusammenfassen.
Personas dienen dazu, in Design- und Entwicklungsprozessen ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse, Ziele und Verhaltensweisen der Zielgruppe zu erlangen. Sie basieren auf einer Kombination aus erhobenen Daten, wie den Bedürfnissen und Problemen der Nutzer, sowie erfundenen Details wie Namen, Fotos und persönlichen Merkmalen, die die Personas lebendig und greifbar machen. KI-Tools wie ChatGPT können in diesem Prozess auf vielfältige Weise unterstützen, von der Datensammlung bis zur kreativen Ausgestaltung.
Die Erhebung und Analyse von Nutzerdaten erfolgten oft durch Interviews, Umfragen und Beobachtungen. Neuerdings erleichtern Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT die Recherche in den frühen Phasen eines Projekts, indem sie schnell umfangreiche Informationen zu einem Thema zusammenfassen. Auch bei der Erstellung von Interviewleitfäden kann die KI unterstützen, indem sie potenzielle Fragen vorschlägt und diese an die Sprache der Zielgruppe anpasst.
Nach der Datenerhebung helfen KI-Tools bei der automatischen Transkription und Analyse der Ergebnisse. Programme wie Dovetail können Interviews transkribieren und thematisch ordnen, während ChatGPT diese Daten auswertet und dabei hilft, Muster und Trends zu erkennen. Es ist jedoch wichtig, die KI-generierten Ergebnisse iterativ zu prüfen und anzupassen, um sicherzustellen, dass sie den spezifischen Anforderungen des Projekts gerecht werden.
Aber Vorsicht ...
Obwohl es einfach erscheint, Personas direkt von einer KI erstellen zu lassen, gibt es dabei klare Einschränkungen. KI-basierte Personas, die lediglich auf allgemeinen Daten oder Annahmen beruhen, können die spezifischen Bedürfnisse und Verhaltensweisen echter Nutzer oft nicht vollständig erfassen. In den frühen Phasen eines Projekts oder bei begrenzten Ressourcen können solche vorläufigen Personas, auch als Proto-Personas bekannt, jedoch als nützliche Orientierungshilfe dienen. Sie sollten später durch reale Nutzerdaten validiert und angepasst werden, um eine genauere und realistischere Darstellung der Zielgruppe zu gewährleisten.
Ein Bild asgt mehr als tausend Worte
Die kreative Ausgestaltung von Personas erfordert nicht nur analytische, sondern auch kreative Fähigkeiten, etwa bei der Wahl von Namen oder der visuellen Darstellung. Hier können KI-Tools wie ChatGPT inspirieren, indem sie neue Ideen vorschlagen und kreative Lösungsmöglichkeiten bieten. Text-to-Image-Tools wie Playground AI ermöglichen es, realistische Bilder von Personas zu erstellen, was die emotionale Bindung der Teammitglieder zu den fiktiven Charakteren stärkt und die Arbeit mit den Personas erleichtert.
Playground AI bietet eine Vielzahl von Funktionen, darunter die „Text-to-Image“-Generierung, die besonders nützlich für die visuelle Darstellung von Personas ist. Die Bildgenerierung erfolgt hauptsächlich über ein Textfeld, in dem detaillierte Beschreibungen eingegeben werden. Um den Output gezielt zu steuern, stehen vordefinierte Parameter zur Verfügung, mit denen Aspekte wie die Anzahl der Bilder, die Genauigkeit des Prompts, die Bildqualität und das verwendete Modell eingestellt werden können. Für die Erstellung eines überzeugenden und lebensechten Persona-Bildes ist es entscheidend, den Prompt möglichst detailliert und umfassend zu formulieren. Mithilfe von negativen Prompts kann definiert werden, was im Bild nicht vorkommen soll. Viele moderne Bildgenerierungs-KIs bieten zudem unterstützende Funktionen, die helfen, die Prompts zu optimieren und so noch bessere Ergebnisse zu erzielen.
Und was lernen wir daraus?
KI-Tools bieten im UX-Design wertvolle Unterstützung bei der Erstellung von Personas, sowohl bei der Datensammlung und -analyse als auch bei der kreativen Gestaltung. Trotz der beeindruckenden Möglichkeiten, die KI bietet, bleibt die Forschung mit realen Nutzern entscheidend, um authentische und spezifische Personas zu entwickeln, die den tatsächlichen Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechen.
Wir freuen uns, von Ihnen zu hören.
Inhaber, Expert Consultant
Dr. Christopher H. Müller, Gründer und Inhaber der Ergonomen Usability AG, promovierte am Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie der ETH Zürich. Er ist seit mehr als 22 Jahren Experte für Usability und User Experience. Sein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen ermöglicht es ihm, rasch die Bedürfnisse und Perspektiven der Kunden zu verstehen. Mit viel Kreativität und Mut unterstützt er seine Kunden in Digitalisierungsvorhaben und bei der Optimierung von Produkten, Dienstleistungen oder Prozessen. Er verfolgt einen praxisorientierten Ansatz und entwickelt massgeschneiderte Lösungen, die effektiv umgesetzt werden können. Dr. Christopher H. Müller ist Kolumnist in der Netzwoche. Weitere Engagements sind unter anderem Stiftungsrat bei der Stiftung Zugang für alle, Mitglied in zwei Swico-Beiräten und Co-Präsident der Regionalkonferenz Nördlich Lägern.
Consultant
Madleina hat an der HSG Business Innovation studiert und sich auf Datenanalyse und UX-Design spezialisiert. Mit frischem Elan und einem Faible für nutzerzentrierte Lösungen und Geschäftsmodell-Innovation bringt sie gefragte Kompetenzen ins Ergonomen-Team ein. Sie macht nicht nur komplizierte Produkte einfacher, sondern weiss auch, wie man generative KI in UX-Projekten einbinden kann.