Müllers kleines ABC (Netzwoche Nr. 17, 2018): ? wie Mail-Betreff - Der Betreff ist wichtiger denn je.
Wer die Gnade hat, ein digitaler Immigrant zu sein, erinnert sich vielleicht: Der Betreff im Geschäftsbrief hat die Aufgabe, den/die Empfänger/-in auf einen Blick zu informieren, worum es eigentlich geht. Deshalb soll er kurz und aussagekräftig sein. So hilft er zu entscheiden, was wichtig, dringend, interessant ist und was nicht. Das nützt nicht nur dem Empfänger, sondern auch der Absenderin, weil es die Bearbeitung erleichtert und beschleunigt.
Nachdem die E-Mail den Brief inzwischen weitgehend beerbt hat, sollte dasselbe auch für sie gelten. Aber entweder hat ein Grossteil der Bevölkerung alles wieder vergessen, oder unser Bildungssystem hält es nicht mehr für nötig, auf so Petitessen wie das Schreiben von treffenden Betreffen einzugehen. Jedenfalls lassen heute gefühlte zwei Drittel aller Mails einen selbigen vermissen. Da steht dann einfach und platt «Hallo!» oben drüber. Beliebt sind auch hippe Abkürzungen wie «FYI». Und dann gibt auch noch Übereifrige, die gleich den halben Inhalt ihrer Mail ins Betrefffeld quetschen.
Solches nützt gewiss niemandem, der versucht, sich nach den Ferien einen raschen Überblick über sein adipöses Postfach zu verschaffen. Es hilft auch nicht, eine bestimmte Mail später wieder zu finden. Und selbst, wer dabei die Suchfunktion des Clients nutzt, dankt für aussagekräftige Betreffe, weil die Trefferliste meist ellenlang ist. Kommt hinzu: Schlechte Betreffe erhöhen die Chance, dass eine Mail ungelesen bleibt. Sie sind eigentlich unanständig und fördern keineswegs das Wohlwollen auf der Gegenseite.
Der Betreff ist wichtiger denn je. Deshalb nochmals das Rezept: 1. Kurz soll er sein, maximal 40 - 50 Zeichen lang. 2. Das Wichtigste steht zuerst. 3. Stichwörter sind besser als Sätze. Also nicht: «Der Workshop zum Prototyping vom 12. Dezember 2018 wird wegen Krankheit des Moderators verschoben!» Sondern: «Workshop ‘Prototyping’, neuer Termin: 15. Dezember, 10 Uhr.» Das liest jede, das versteht jeder und alles wird gut.
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Inhaber, Expert Consultant
Dr. Christopher H. Müller, Gründer und Inhaber der Ergonomen Usability AG, promovierte am Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie der ETH Zürich. Er ist seit mehr als 22 Jahren Experte für Usability und User Experience. Sein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen ermöglicht es ihm, rasch die Bedürfnisse und Perspektiven der Kunden zu verstehen. Mit viel Kreativität und Mut unterstützt er seine Kunden in Digitalisierungsvorhaben und bei der Optimierung von Produkten, Dienstleistungen oder Prozessen. Er verfolgt einen praxisorientierten Ansatz und entwickelt massgeschneiderte Lösungen, die effektiv umgesetzt werden können. Dr. Christopher H. Müller ist Kolumnist in der Netzwoche. Weitere Engagements sind unter anderem Stiftungsrat bei der Stiftung Zugang für alle, Mitglied in zwei Swico-Beiräten und Co-Präsident der Regionalkonferenz Nördlich Lägern.