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Unsere Methoden erklärt - Teil 1: Usability-Test

Der Usability-Test im Labor ist eine bewährte Methode im Bereich der UX-Research (auch User Research). Ziel ist es, die Gebrauchstauglichkeit (Usability) und das Benutzererlebnis (User Experience) eines Produkts, einer Website oder einer Anwendung zu bewerten. Bei dieser Methode werden Testpersonen eingeladen, bestimmte Aufgaben unter kontrollierten Bedingungen in einem Laborumfeld durchzuführen. Währenddessen werden ihre Interaktionen und Reaktionen beobachtet, aufgezeichnet und analysiert.

18. Januar 2024
Dr. Christopher H. Müller, Inhaber, Expert Consultant

Inhaber, Expert Consultant

Vorgehen

Das Vorgehen bei einem Usability-Test im Labor umfasst in der Regel folgende Schritte:

  1. Festlegung der Ziele und Testkriterien: Zunächst werden klare Ziele definiert, die während des Tests erreicht werden sollen. Dabei werden auch die relevanten Kriterien für die Bewertung der Benutzerfreundlichkeit festgelegt, wie zum Beispiel Effizienz, Lernbarkeit, Fehlerfreiheit und Zufriedenheit.

  2. Auswahl der Testpersonen: Es werden repräsentative Benutzer aus der Zielgruppe für den Test der Seite oder des Produktes ausgewählt, damit die Testergebnisse aussagekräftig und auf die tatsächlichen Benutzer anwendbar sind.

  3. Entwicklung von Testaufgaben und Szenarien: Es werden realitätsnahe Aufgaben und Szenarien erstellt, die die typischen Nutzungsszenarien abbilden und es den Testpersonen ermöglichen, das Produkt oder die Website auf die Benutzerfreundlichkeit hin zu bewerten.

  4. Durchführung des Tests: Die Testpersonen kommen einzeln in einen Laborraum und führen die definierten Aufgaben und Szenarien unter Beobachtung durch.  Bildschirmaufnahmen, Eye-Tracking oder Videoaufzeichnungen halten dabei die Interaktionen mit dem Produkt fest.

  5. Beobachtung und Datenerfassung: Während des Tests werden Beobachtungen gemacht und dadurch relevante Daten über das Verhalten der Testpersonen, ihre Reaktionen, Fehler und Schwierigkeiten erfasst.

  6. Analyse und Auswertung der Ergebnisse: Die im Usability-Test gesammelten Daten werden analysiert und ausgewertet. Dadurch werden Erkenntnisse über die Benutzerfreundlichkeit und mögliche Verbesserungsmöglichkeiten gewonnen. Dabei können qualitative und quantitative Analysemethoden zum Einsatz kommen.

Besonderheiten 

Zu den Besonderheiten des Usability-Tests im Labor gehören unter anderem:

  • Kontrollierte Umgebung: Die Durchführung des Tests in einem Laborumfeld führt zu besonders gut vergleichbaren Ergebnissen, denn sie minimiert externe Störungen und standardisiert die Testbedingungen.

  • Echtzeitbeobachtung: Während des Test gibt es die Möglichkeit, die Testpersonen direkt zu beobachten. Dadurch ist es möglich, ihr Verhalten, ihre Reaktionen und ihre Schwierigkeiten unmittelbar zu erfassen.

  • Tiefgehende Einblicke: Der Usability-Test im Labor liefert detaillierte Einblicke in die tatsächliche Nutzung des Produkts, da die Probanden sich intensiv und ungestört mit dem Testobjekt beschäftigen. Dadurch ermöglichen solche Tests konkrete Verbesserungspotenziale zu identifizieren.

  • Validität und Reliabilität: Die Kontrolle der Testbedingungen und die Verwendung standardisierter Protokolle gewährleisten eine hohe Validität und Reliabilität der Ergebnisse.

Vorteile und Nutzen

Die Vorteile und Nutzen eines Usability-Tests im Labor sind:

  • Identifikation von Problembereichen: Die direkte Beobachtung der Testpersonen ermöglicht Schwachstellen in der Benutzerfreundlichkeit zu identifizieren und gezielt zu verbessern.

  • Optimierung der Benutzererfahrung: Der Usability-Test im Labor ermöglicht es, die Benutzerfreundlichkeit eines Produkts gezielt zu verbessern und eine positive Benutzererfahrung zu gewährleisten.

  • Validierung von Designentscheidungen: Der Test von Prototypen oder neuen Funktionen im Labor validiert Designentscheidungen und überprüft diese ausserdem auf ihre Wirksamkeit hin.

  • Verbesserung der Kundenzufriedenheit: Die Optimierung der Benutzerfreundlichkeit und der Benutzererfahrung steigert die Zufriedenheit der Kunden und festigt ihre Bindung an das Produkt oder die Marke.

 

Tools

Usability-Tests können neben dem Labor auch remote stattfinden. Hierzu eignen sich geläufige Konferenz-Tools:

  • MS Teams: Alle wichtigen Funktionen sind enthalten. Einschränkungen kann es je nach Organisation jedoch beim Teilen von Dateien geben. Dies ist häufig nicht möglich.
  • Zoom: Zoom bietet ein ideales Gesamtpaket für remote Usability-Tests - Warteraum, Aufzeichnungen, Transkripte, Dateien teilen. 
  • Google Meet: Google Meet hat den grossen Vorteil, dass es kostenfrei ist. Auch die wichtigsten Funktionen sind enthalten. 

Neben den Konferenz-Tools zum Remote Testing gibt es immer mehr Tools für unmoderierte Usability-Tests. Diese Variante des Usability-Test kann bei einer grossen Stichprobe und einfachen Fragestellungen eine sehr effiziente Alternative darstellen. Kontaktieren Sie uns. 

 

Quellenangaben

DIN EN ISO 9241-210:2020-03, Ergonomie der Mensch-System-Interaktion — Teil 210: Menschzentrierte Gestaltung interaktiver Systeme (ISO 9241-210:2019); Deutsche Fassung EN ISO 9241-210:2019

Rubin, J., Chisnell, D. (2008). Handbook of Usability Testing: How to Plan, Design, and Conduct Effective Tests. Wiley.

Dr. Christopher H. Müller, Inhaber, Expert Consultant

Inhaber, Expert Consultant

Dr. Christopher H. Müller, Gründer und Inhaber der Ergonomen Usability AG, promovierte am Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie der ETH Zürich. Er ist seit mehr als 22 Jahren Experte für Usability und User Experience. Sein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen ermöglicht es ihm, rasch die Bedürfnisse und Perspektiven der Kunden zu verstehen. Mit viel Kreativität und Mut unterstützt er seine Kunden in Digitalisierungsvorhaben und bei der Optimierung von Produkten, Dienstleistungen oder Prozessen. Er verfolgt einen praxisorientierten Ansatz und entwickelt massgeschneiderte Lösungen, die effektiv umgesetzt werden können. Dr. Christopher H. Müller ist Kolumnist in der Netzwoche. Weitere Engagements sind unter anderem Stiftungsrat bei der Stiftung Zugang für alle, Mitglied in zwei Swico-Beiräten und Co-Präsident der Regionalkonferenz Nördlich Lägern.

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