W
back to the blog

W wie Wortlänge

Müllers kleines ABC (Netzwoche Nr. 1, 2018): W wie Wortlänge - Kurze Wörter werden besser verstanden als lange – lehrt uns die Forschung. Aber...

15. January 2018
Dr. Christopher H. Müller, Owner, Expert Consultant

Owner, Expert Consultant

Theorie

Die durchschnittliche Länge der Wörter entscheidet mit, ob ein Text leicht lesbar und damit verständlich ist. Konkret: Kurze Wörter werden besser verstanden als lange – lehrt uns die Forschung.

Realität

Dummerweise kollidiert das mit einer grossen Errungenschaft unserer Sprache. Sie erlaubt es nämlich jedem und jeder, nach Belieben neue Wörter zu bauen, ganz einfach durch Aneinanderreihen von Begriffen. Verglichen mit dem Englischen oder dem Französischen ist das oft viel effizienter, weil wir beispielsweise bloss zum „Arzttermin“ müssen statt zum „doctor's appointment» oder gar zum „rendez-vous chez le médecin“. Die Nebenwirkung: Wer nicht aufpasst, schafft dabei rasch schwer verdauliche Wortmonster, so in der Art des Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetzes. Nicht lachen, das gab es in Mecklenburg-Vorpommern zwischen 1999 bis 2013 tatsächlich.

Lassen sich solche Wörter schon auf Papier kaum lesen ohne zu stolpern, werden sie elektronisch dargereicht zu schier unüberwindbaren Hürden. Eye-Tracking-Tests zeigen, dass lange Wörter oft mehrfach gelesen werden müssen, um sie schon nur visuell zu erfassen. Das ist besonders im Web fatal, weil Menschen vor Bildschirmen bekanntlich rasch frustriert sind. Verstehen sie etwas im ersten Anlauf nicht, finden sie gleich die ganze Site lausig und ziehen ruckzuck weiter.

Fazit

Wer also am Bildschirm verstanden werden will, tut gut daran, lange Wörter zu vermeiden. Dabei kann es helfen, die Texte interessierten Laien vorzulegen mit der Bitte, jedes Wort zu markieren, bei dem sie hängengeblieben sind. Zu lange Zeichenketten lassen sich bei Bedarf einfach wieder in ihre einzelnen Bestandteile zerschlagen. Dann wird aus der Lebenszeichenüberwachungstechnologie wieder eine Technik zum Überwachen von Lebenszeichen. Das braucht zwar insgesamt mehr Zeichen, ist aber verständlicher, weil gegliedert.

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf.

Wir freuen uns, von Ihnen zu hören.

Dr. Christopher H. Müller, Owner, Expert Consultant

Owner, Expert Consultant

Dr. Christopher H. Müller, founder and owner of Ergonomen Usability AG, earned his PhD from the Institute for Hygiene and Applied Physiology at ETH Zurich. With over 22 years of experience, he is an expert in usability and user experience. His strong sense of empathy allows him to quickly understand the needs and perspectives of his clients. With creativity and courage, he supports his clients in their digitalization projects and the optimization of products, services, and processes. He takes a practical approach, developing tailored solutions that can be effectively implemented. Dr. Christopher H. Müller is a columnist for Netzwoche. He also serves as a board member for the Zugang für alle Foundation, and is a member of two Swico advisory boards and co-president of the Regional Conference Nördlich Lägern.

Contact